Kathrin
Passig

Netzkulturexpertin / Publizistin / Technologieoptimistin

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Foto von Kathrin Passig
  • Digitales Zeitalter
  • Künstliche Intelligenz
  • Kollaboratives Schreiben

Biographie

Als »Sachbuchautorin und Sachenausdenkerin« beschäftigt sich Kathrin Passig mit allem, was das digitale Zeitalter so hervorbringt. Unter dem Motto: »Ja, jetzt ist das langweilig. Aber in zwanzig Jahren!« schreibt sie mit rund 500 weiteren Autor:innen auf dem Grimme Online Award-prämierten Blog Techniktagebuch über Alltagstechnik und ihre Veränderungen. Die Netzkultur-Enthusiastin lebt von Sachbüchern, Essays, Kolumnen, Übersetzungen und dem Zufalls-T-Shirt-Generator zufallsshirt.de.

Die Mitbegründerin der Zentralen Intelligenz Agentur schrieb u.a. für die taz, Merkur, ZEIT Online, Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Rundschau. Auf der Seite zufallsshirt.de verleiht sie Slogan-Shirts seit 2011 eine zweite Renaissance. Seit 2014 betreibt sie das Blog Techniktagebuch, das auch als E-Book sowie ausgedruckt auf zwei Kilometern Endlospapier existiert und 2019 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde. 2017 hatte sie die Poetikdozentur der Uni Münster inne. Kathrin Passig veröffentlichte zahlreiche Bücher, ließ Twitterbots wie »Der Wanderfelsen« Literatur-Klassiker rezitieren, gründete Organisationen wie das WETI-Institut (Waiting for Extraterrestrial Intelligence) und vergab automatische Literaturpreise. In ihrer aktuellen Kolumne für die Frankfurter Rundschau schreibt sie wöchentlich zu Themen des digitalen Zeitalterns. Für 2024 ist ihr Sachbuch »Neue Staaten erfinden – Wie im Netz Politik entsteht« geplant.

Wer schon immer mal miterleben wollte, wie Dinosaurier ausgestorben sind, ohne selbst dabei draufzugehen, für den kommt Kathrin Passig und Aleks Scholz’ »Handbuch für Zeitreisende« (2020) gerade Recht. »Die Autoren durchstapfen 3000 Jahre Weltgeschichte und zeigen, was es heißt, in einer anderen Zeit Mensch gewesen zu sein. Der nützlichste Reiseführer aller Zeiten«, so die Sachbuch-Bestenliste von ZEIT, Deutschlandfunk und ZDF. 2012 schrieb Passig in »Internet – Segen oder Fluch« gemeinsam mit Sascha Lobo über den Siegeszug des Internets und seine gesellschaftspolitischen Auswirkungen. In »Das neue Lexikon des Unwissens« (2013) zeigte sie zusammen mit Aleks Scholz, dass die Welt noch immer voller Rätsel und ungeklärter Fragen ist. Das Buch »besticht durch einfache Erklärungen, lockere Formulierungen und kuriose Einfälle«, findet Deutschlandfunk Kultur.

Gemeinsam mit Holm Friebe und anderen gründete Kathrin Passig bereits 2002 die Zentrale Intelligenz Agentur in Berlin. Das Netzwerk aus Journalist:innen, Schriftsteller:innen und Webdesigner:innen hatte sich dem Anspruch verschrieben, neue Formen von Kollaboration zu etablieren: »kein Büro, keine Mitarbeiter, keine Pitches, kein Bullshit«. Für Unternehmen und Institutionen schrieben sie Texte, entwarfen Designs, entwickelten Formate und formulierten Strategien. Zwischen 2005 und 2012 betrieb Passig mit der Agentur den mit dem Grimme Online Award (2006) ausgezeichneten Blog Riesenmaschine.

»Mehr Shirts als Atome im Universum!« produziert nach eigenen Angaben der Zufalls-T-Shirt-Generator zufallsshirt.de. Per Mausklick kombiniert Passigs Generator Zufallsmotive mit Zufallstext und druckt sie auf T-Shirts. Eine Maschine, die T-Shirts designt – computational creativity, also Computerkreativität, nennt Kathrin Passig das. Ein Forschungsstrang, der künstliche Intelligenz vereint mit kognitiver Psychologie, Philosophie und Kunst.

Kathrin Passig, Jahrgang 1970, ist Bachmannpreisträgerin (2006). 2016 erhielt sie den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay. 2021 verlieh ihr die Akademie der Künste den Heinrich-Mann-Preis und bezeichnete sie als »eine der wichtigsten und treffsichersten Diagnostikerinnen der Gegenwart.«

Passig lebt in Berlin.

Vorträge

Warum ist es so schwer, einen entspannten Umgang mit Neuerungen zu finden? Das Unbehagen bei ihrem Anblick ist nicht völlig irrational, denn das Neue nervt. Es ist – jedenfalls anfangs – schlechter als das Vorhandene. Es stört, denn man hat mit dem Bestehenden schon genug zu tun, und der Tag hat weiterhin nur 24 Stunden. Es macht Arbeit: Man müsste nachdenken, umdenken, dazulernen, Gewohnheiten ablegen. Und meistens kommt es ungefragt ins Haus: Am Arbeitsplatz wird es einfach eingeführt, im Privatleben sind plötzlich alle Freund:innen bei Clubhouse und wer nicht dort ist, bekommt nichts mehr mit. Unter welchen Bedingungen sind wir gelegentlich bereit, eine Veränderung zu akzeptieren? Was macht manche Neuerungen weniger abstoßend als andere? Ist es möglich, wenigstens hin und wieder ein Stück Gegenwart unverstellt zu erkennen?

Die Euphorie aus der Anfangszeit des Internets ist einer allgemeinen Desillusionierung gewichen, so liest man häufig. Aber wann waren diese goldenen Zeiten eigentlich genau? Eventuell nie? Diese Erzählung vom defekten Netz hat zwei wesentliche Nachteile: Erstens erzeugt sie Hoffnungslosigkeit. Zweitens ist die Sehnsucht nach den guten alten Zeiten häufig eine elitäre Sehnsucht nach einem Netz, das nur für ganz wenige überhaupt zugänglich war. Ein (technologie)optimistischer Vortrag.

Die Probleme, die im Inneren kleiner und großer Netzprojekte gelöst werden müssen, sind dieselben, vor denen auch traditionelle politische Gebilde stehen. Über das eine sprechen wir als »Politik«, über das andere manchmal (an kommerziell verwalteten Orten im Netz) als »Community Management«, meistens aber gar nicht. Weil das Geschehen in Netzprojekten auch von den Beteiligten selten als Politik oder auch nur als erforschbares Feld verstanden wird, ist es unüblich, aus den vorangegangenen Experimenten zu lernen. Wie lässt sich verhindern, dass Kollaborationen im Netz allzu oft quasi-monarchische oder diktatorische Strukturen entwickeln und so Inhalte in den Hintergrund rücken?

Wer in Kulturinstitutionen vorschlägt, mal was Neues zu machen – Dinge im Netz zum Beispiel –, der hört häufig: »Das klingt alles gut, aber in welcher Zeit denn? Ich komm ja so schon nicht hinterher.« Es können nicht mal eben neue Arbeitsstellen geschaffen oder jemand für ein neues Projekt freigestellt werden. Man muss sich also überlegen, wie man im bestehenden System auf Innovationen hinarbeiten kann. In diesem Vortrag geht es um Zeit, die man bräuchte, um in einer Kulturinstitution Neues zu machen und wie Co-Creation dabei helfen kann, Pläne zu entwickeln und umzusetzen.

Im Netz war in den letzten dreißig Jahren zu sehen, dass die technischen Strukturen stark mitbestimmen, welche Art der Auseinandersetzung an einem bestimmten Ort möglich ist. Welche Fortschritte gibt es bisher zu beobachten? Was befördert den konstruktiven Austausch, was garantiert Streit und Zerfall? Und wie schneiden eigentlich die traditionellen Meinungsformate im Vergleich ab?

Was passiert eigentlich zwischen »Wir haben Ihre Bestellung erhalten« und »Die Sendung wurde ausgeliefert«? Und wäre die Welt ein besserer Ort, wenn es eine »Es eilt wirklich nicht, lassen Sie sich ruhig Zeit mit der Lieferung«-Bestelloption gäbe? In diesem Vortrag folgt Kathrin Passig gemeinsam mit ihrem Publikum einer Bestellung bei verschiedenen Online-Händlern von Aliexpress bis Zalando, vom Absender bis zum Ziel.

Das Grundproblem hat Astrid Lindgren schon 1945 beschrieben: »Aber wer sagt dir, wenn du abends ins Bett gehen sollst und all sowas?« »Das mach ich selbst«, sagte Pippi. »Erst sag ich es ganz freundlich, und wenn ich nicht gehorche, dann sag ich es noch mal streng, und wenn ich dann immer noch nicht hören will, dann gibt es Haue.« So wie Pippi Langstrumpf geht es nicht nur Selbstständigen. Auch in Festanstellungen muss man sich immer häufiger alles selbst sagen, erst freundlich und dann noch einmal streng. Neue Arbeitsweisen und neue Büro-Organisationsformen erfordern neue Strategien im Umgang mit dem, was eigentlich dringend erledigt werden müsste und dem, was stattdessen passiert.

Gerne entwickelt Kathrin Passig maßgeschneiderte Vorträge aus der folgenden Themenwolke. Teilen Sie uns die Schwerpunktsetzung für Ihren Vortrag gerne mit:
Innenpolitik von Netzgemeinschaften / kollaboratives Schreiben / Gegenwart und Zukunft des Schreibens, Veröffentlichens und Lesens / Empfehlungsalgorithmen / Fehlerforschung / schlechte Programmierung / Technologieskeptizismus / Technologieoptimismus / Technikgeschichte / Unwissen / Prokrastination / Verirren / konkrete Fragen zum Internet / Mensch-Maschine-Zusammenarbeit (computational creativity). »Allgemein fehlt in dieser Liste einiges. Buchen Sie mich für einen Vortrag über Prokrastination!« (Anmerkung von Kathrin Passig)

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