Lucas
Vogelsang

Reporter / stern-Autor / Podcaster

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Biographie

Lucas Vogelsang gehört zu den erfolgreichsten Autoren seiner Generation. Er wurde 1985 geboren, wuchs in Berlin-Spandau auf und ging nach dem Abitur an die Zeitenspiegel-Reportageschule Günter Dahl in Reutlingen. Er arbeitete als Reporter u.a. für den Tagesspiegel, den PlayboyDie ZEIT, die WELT und WELT am Sonntag und ist Mitbegründer des 11freunde-Livetickers, für den er mit dem Henri-Nannen-Preis (2010) ausgezeichnet wurde.

2011 übernahm Vogelsang für ein Theaterstück von Rainald Grebe die Recherche und führte die Interviews, die den Inhalt des Stückes bildeten. Das Werk hatte unter dem Titel »Völker schaut auf diese Stadt« im August 2011 Premiere am Maxim Gorki Theater in Berlin. Vogelsang war zudem Autor und Redakteur für die ARD-Vorabend-Talkshow »Gottschalk Live« und schrieb mehrere Jahre die monatliche Kolumne »(K)einer von uns« im Playboy. Für seine Reportage »Sie nannten sie Titten-Gitti« (2013 im Tagesspiegel erschienen) wurde Lucas Vogelsang zusammen mit Meral Al-Mer 2013 mit dem Deutschen Reporterpreis in der Kategorie Beste Lokalreportage ausgezeichnet. 2014 schließlich erschien mit »Und nun zum Wetter – 100 Jahre Weltgeschichte im Liveticker« Vogelsangs erstes Buch. Seine Reportage-Sammlung »Heimaterde – eine Weltreise durch Deutschland«, die sich mit dem Leben von Migranten in Deutschland auseinandersetzt, wurde ein großer Erfolg und stand auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Das Hamburger Abendblatt schrieb, es sei »… ein ebenso anrührendes wie nachdenklich machendes Buch, das sich jedem Schubladendenken verweigert.«

Im Oktober 2018 wurde Lucas Vogelsang der neue Stadtschreiber Ruhr und lebte ein Jahr lang im Ruhrgebiet. In dieser Zeit verwirklichte er in Zusammenarbeit mit dem Wittener Fotografen Philipp Wente und dem Hamburger Herausgeber Oliver Wurm das Magazin Ruhrgebiete. Für sein Buch »Was wollen die denn hier? Deutsche Grenzerfahrungen« (2019) unternahm Lucas Vogelsang gemeinsam mit dem Schauspieler Joachim Król einen Roadtrip vom Westen in den Osten Deutschlands, um Menschen zu treffen, deren Leben mit dem Mauerfall noch einmal neu begonnen hatten.

Seit Herbst 2020 erscheint Vogelsangs Serie »Landsleute« im stern, in der er Menschen porträtiert und den deutschen Alltag zeigt. Die Versuchsanordnung ist einfach und überzeugend: Ein Mensch, ein Ort, ein Gespräch. Im Zentrum der Reportagen steht immer die Frage, welche Geschichten man finden kann, wenn man Menschen einfach erzählen lässt. Zum Auftakt der Porträtserie traf Lucas Vogelsang den 80-jährigen Horst Kaletka, der in der DDR aufwuchs, als Jugendlicher davon träumte, Pilot zu werden, und nach seiner Flucht in den Westen 50 Jahre lang als Taxifahrer am Flughafen Tegel den Fliegern am Himmel zuschaute und Passagiere in die Stadt fuhr. Das Wochenmagazin bescheinigte Vogelsangs Texten »einen unverwechselbaren Sound.«

Im April 2021 erschien sein neues Buch »Zeitlupen – Denn der Fußball schreibt die besten Geschichten« im Tropen Verlag. Das 11Freunde-Magazin nannte es »Jazz im besten Sinne« und befand: »Vogelsang schreibt wortgewaltig und lebendig. Er kreiert aufregende Remixe des Altbekannten, als würde jemand aus einem abgeschmackten Schlager einen postmodernen Afro-Trap-Track machen. Tempo-Sätze mit einem guten Beat, näher an Stuckrad-Barre-Essays als an Weißtdunochdamals-Legendengelaber am Stammtisch.«

Gemeinsam mit Micky Beisenherz und Maik Nöcker produziert Vogelsang seit 2017 den wöchentlichen Podcast Fussball MML, er spielt für die deutsche Autorennationalmannschaft und lebt in Berlin-Wedding.

Vorträge

Der Reporter muss zu den Menschen, ganz dicht ran. Geht gar nicht anders. Und meist sitzen wir dann in den Wohnzimmern der Leute, auf der Couch, am Esstisch. Und fragen, wollen es ganz genau wissen. Brauchen ihre Geschichten, ihre Wahrheiten, um nicht mit leeren Händen nach Hause zu gehen. Wir sind darauf angewiesen, dass wir Vertrauen aufbauen, meist innerhalb weniger Minuten. Dann sind wir Türöffner, Menschenfänger auch. Aber Gespräche und Erzählungen dürfen keine Einbahnstraße sein, der Reporter nie nur starre Kamera. Er muss sich einbringen, auch etwas von sich preisgeben. Ein Interview muss immer auch ein Handel sein, ein stetiger Austausch von Geschichten. Ich gebe etwas von mir, um etwas von dir zu bekommen. Ich öffne mich selbst, lasse eine gewisse Verletzlichkeit zu. Nur so entstehen echte Gespräche. Nur so ist es möglich, den Menschen kennenzulernen, nicht nur oberflächlich zu bleiben. Interviews sind Experimente, Gespräche sind Abenteuer. Aber man kann lernen, sie unbeschädigt zu verlassen. Mit einem ehrlichen Ergebnis, mit einem für beide Seiten guten Gefühl. Lucas Vogelsang berichtet in seinem Vortrag vom Abenteuer des Gesprächs miteinander.

Im Stadion begegnen sich die Leute, da stehen sie eng beieinander. Am Rande des Platzes kollidieren Emotionen und Biografien. Das kann laut sein und ruppig, haltlos und manchmal auch dumm. Und ist doch immer zügellos ehrlich, manchmal beschämend wahr. Wenn Menschen über Fußball sprechen, dann tragen sie ihr Herz als Wappen auf der Brust, dann sprechen sie mit gelockerter Zunge. Darin liegt eine ungeheure Kraft. Und man muss sich nur daneben stellen oder mitten hinein, in die Ränge und an den Tresen. Dorthin, wo aus kleinen Dingen plötzlich große Gespräche werden. Wer das macht, mit offenen Ohren auf Augenhöhe, der versteht bald auch den Menschen an sich. Die Nöte, die Ängste und Hoffnungen, die tatsächliche Kraft eines Miteinanders, das keine Filter kennt. Und wer von den Rängen auf die Welt schaut – so wie es Lucas Vogelsang in diesem Vortrag tut –, also aus der Menge auf dieses Land, der findet erhellende Antworten auf Fragen, die vorher vielleicht gar nicht gestellt wurden.

Ein muslimischer Spielleiter bei den Passionsspielen. Ein Taxifahrer, der im Stasi-Knast sitzt und später freigekauft wird. Eine Jesidin, die mit den Traditionen ihrer Familie bricht, um Profifußballerin zu werden. Ein Pfarrer, der seinen Glauben gegen alle Widerstände verteidigen muss. Ein schottischer Leutnant, der die Sowjets bespitzelt und für Rudolf Heß übersetzt. Wenn diese Menschen ihre Geschichten erzählen, offenbaren sie Lebenswege, die uns fremd sind, weit weg von der eigenen Wirklichkeit. Extrem auch, ganz wilde Köpfe mitunter. Aber genau darin liegt der Reiz. Weil diese Menschen, allein aus ihrer Biografie heraus, einen nochmal ganz anderen Blick auf die Welt und das Leben haben. Und weil sich in ihren Geschichten, den Gesprächen dazu, tatsächlich neue Ansätze verbergen. Anstöße auch, ein anderes Denken. Wenn wir ihnen über die Schulter schauen, ergibt sich zwangsläufig eine neue Perspektive. Über Grenzen und Begrenzungen hinweg. Lucas Vogelsang illustriert diesen Prozess in seinem Vortrag eindrücklich anhand seiner journalistischen und schriftstellerischen Arbeit.

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